16. Wasserrakete
Mit üblichen PET-Plastflaschen (PET = Polyethylenterephthalat; CocaCola,
Fanta o.ä.) und einem käuflichen Bausatz /l/ lassen sich Wasserraketen
starten. PET-Plastflaschen sind besonders für diesen Zweck geeignet,
da sie einen hohen Druck aushalten und sehr stabil sind. Der Selbstbau
solcher Plastflaschen-Wasserraketen ist prinzipiell auch möglich,
aber relativ mühsam. Deswegen sei hier das fertige Beispiel
beschrieben. Sollten Sie aber besser zu realisierende Selbstbauvorschläge
haben, lassen Sie es mich wissen!
Gut geeignet sind die 1,5-Liter-Flaschen,
bei denen das unten befindliche Standunterteil entfernt wird. (siehe oberes Bild) Der Bausatz
besteht aus einem Schraubgewinde mit Gummihohleinsatz, das auf das
Flaschengewinde paßt. An das Schraubgewinde werden drei Leitflossen
angesetzt. In das Gummiteil wird ein Messingteil mit angeflanschtem
Schlauch eingedrückt. Am anderen Ende des Schlauches läßt
sich eine normale Fahrradpumpe ansetzen. Ist die Flasche mit Wasser
gefüllt, wird durch Pumpen ein Überdruck in der Flasche erzeugt.
Bei genügend hohem Überdruck (etwa 2 bis 3 bar) löst sich
das Messingteil mit dem Schlauch. Das Wasser schießt heraus und
treibt die Rakete 20 bis 30 m hoch.
Sehr schön läßt sich die Abhängigkeit der
Flughöhe von der eingefüllten Wassermenge demonstrieren.
Befindet sich sehr viel Wasser und kaum Luft in der Rakete, ist das
Startgewicht der Rakete sehr groß und das nutzbare Luftvolumen klein.
Die Rakete kommt nicht sehr hoch, ja eventuell bleibt sie sogar
wasserausstoßend am Boden. Ist umgekehrt wenig Wasser und viel Luft
vorhanden, ist nur wenig Masse zum Antrieb vorhanden und die Rakete fliegt
deswegen nicht sehr hoch. Dazwischen gibt es eine optimale Wasserfüllmenge.
Im folgenden werde ganz grob die Flughöhe abgeschätzt. Es sei
betont, daß es sich dabei um eine einfache Überschlagsrechnung
handelt.
Eine 1,5-Liter PET-Flasche enthält ein reales Volumen von etwa 1,65
Liter. Die Flasche werde mit 0,4 Liter Wasser gefüllt; das ist eine
günstige Füllmasse. Wir nehmen an, daß sich bei einem
Überdruck von dp = 2 bar = 2 * 105 Pa das Messingteil
löst und die Rakete startet. Genau genommen verringert sich der Druck
während des Ausströmens des Wassers. Und dabei handelt es sich
eigentlich auch noch um eine adiabatische Druckänderung. Das sei hier
aber vernachlässigt, was zulässig ist, wenn das Wasservolumen
klein ist im Verhältnis zum Gesamtvolumen. Die Geschwindigkeit des
ausströmenden Wassers vw ergibt sich dann zu
(Bernoullisches Gesetz bzw. Torricellische Ausflußformel)
(p = 103kgm-3 ist die Dichte des Wassers)
Mit dem Impulssatz ergibt sich vereinfacht unter der Annahme,
daß das Wasser auf einen Schlag aus der Rakete geschleudert wird.
vw * mw = vr * mr
mw = 0,4 Liter = 0,4 kg ist die Masse des herausgeschleuderten
Wassers, vr ist die sich ergebende Geschwindigkeit der Rakete
und mr ist die Masse der Rakete. Die Leermasse der Rakete ohne
Wasser beträgt etwa 0,08 kg; mit Wasser ist also mr = 0,48
kg. Dies gilt aber nur bei Startbeginn. Bei Brennschluß ist
mr = 0,08 kg. Daraus läßt sich rechtfertigen, mit
einer mittleren Raketenmasse von mr = 0,28 kg zu rechnen.
Setzt man diese Werte ein, ergibt sich
vr = vw * mw / mr =
20 ms-1 * 0,40 kg / 0,28 kg = 28,6 ms-1
Wenn der Weg vernachlässigt wird, den die Rakete während der
Beschleunigungsphase zurücklegt (etwa 2 m), errechnet sich die
Flughöhe h der Rakete zu
h = v2 / (2 * g) = (28,6 ms-1)2 /
(2 * 10 ms-2) = 40 m.
In Wirklichkeit fliegt die Rakete nicht ganz so hoch.
Die Zeit dt, in der das Wasser aus der Raketendüse ausgestoßen
wird, läßt sich mit dem Volumen des ausgestoßenen Wassers
Vw und dem Querschnitt der Raketendüse (A = 1 cm2 =
10-4m2) berechnen:
dt = Vw / (A * vw) = 400 * 10-6m3 /
(10-4m2 * 20 ms-1) = 0,2 s
Mit Hilfe der heutigen tragbaren und leistungsfähigen Videokameras
läßt sich diese Zeit hinreichend gut ermitteln und bestätigen.
Auch andere Parameter wie z.B. die Höhe, bei der der Brennschluß
auftritt, kann man abschätzen. Solche Aufnahmen sind für Kinder
nebenbei noch sehr motivierend. Diese Wasserrakete läßt sich
auch mit Luft alleine starten. Das funktioniert deswegen ziemlich gut,
weil die Plasteflasche ein relativ großes Luftvolumen enthält.
Mit Luft erreicht die Rakete immerhin noch eine Flughöhe von 5 bis 8 m.
Der Versuch der Berechnung der Flughöhe mittels obiger Formeln führt
allerdings zu unrealistisch großen Ausströmgeschwindigkeiten,
nämlich größer als die Schallgeschwindigkeit. Hier liegen
die Grenzen solcher Rechnungen.
Literatur:
/l/ Physik-Boutique - Stark-Verlag, Freising