2.2.1. Für Einsteiger: Die Programmierung des TI-85 Nächste Seite

Nicht jeder hat sich schon einmal mit Programmierung und Programmiersprachen beschäftigt. Obwohl das TI-85 BASIC sicherlich eine der am besten geeignetesten Sprachen für Anfänger ist, wird es wahrscheinlich nur den Wenigsten gelingen, vollkommen ohne Grundkenntnisse der Programmierung, die gewünschten Programme zu schreiben. Außerdem sollte man vor der Programmierung schon relativ sicher im Umgang mit dem Taschenrechner sein und grundsätzliche Funktionen wie Solver oder Simult beherrschen, die Funktionsweise der Menüstruktur verstanden haben und vielleicht schon einmal ein paar andere TI-85 BASIC Programm wenigstens gesehen haben. Doch auch, wenn all dies nicht zutrifft, lohnt es sich auf jeden Fall mit der Programmierung zu beschäftigen und man wird schnell erste Erfolge sehen können.

2.2.2.1. Allgemeines zur Programmierung am TI-85

Programme des TI-85 dienen zur Automatisierung von Berechnungen und anderen mathematischen Operationen. Fast alle Standartfunktionen und Optionen des TI-85 können von Programmen aus genutzt werden. Somit stehen die gleichen die Möglichkeiten zur Verfügung wie an der Eingabeoberfläche. Auf sämtliche im Speicher des Taschenrechners vorhandenen Variablen, Listen, Matrizen usw. kann von allen Programmen aus zugegriffen (gelesen und geschrieben) werden. Bei der Programmierung gilt zu beachten, dass nur begrenzter Speicherplatz zur Verfügung steht (28 Kb) und mit jedem neuen Programm, das erstmalig ausgeführt wird, neue Variablen angelegt werden.
Während der Programmausführung wird das Eingabedisplay, gegenfalls der Graphikbildschirm und die Variable
Ans ("Last Answer", d.h. der zuletzt vom TI-85 zurückgegebene Wert) entsprechend den Programmbefehlen ständig aktualisiert. Die Variable Last Entry (enthält die zuletzt mit [ENTER] bestätigte Befehlszeile) hingegen wird von Programmen nicht benutzt und aktualisiert.

Die Namen der Programme unterliegen den gleichen Einschränkungen, wie auch die Namen für andere Variablen:

Bei der Benennung von Programmen und Variablen sollte man beachten, dass jedes im Namen verwendete Zeichen ein Byte mehr an Speicherplatz belegt und so das Programm insgesamt mehr Platz belegt.

Ausführung eines Programms

Um ein vorhandenes Programm auszuführen, muss der Programmname auf einer leeren Zeile des Eingabedisplays eingegeben werden.
Dafür gibt es 3 Möglichkeiten:


1.    Den Programmnamen mit Hilfe der Tastatur eintippen.
2.    Den Namen aus dem
[PRGM] [NAMES] Menü kopieren.
3.    Den Namen im
[VARS] [PRGM] Menü auswählen.

Durch Betätigen der
[ENTER] Taste wird das gewählte Programm ausgeführt.
Das erstmalige Ausführung eines Programmes dauert im allgemeinen etwas länger, während der TI-85 den Programmablauf vorbereitet.
Alle Programme werden erst während der Ausführung auf Fehler überprüft, nicht jedoch während der Eingabe. Wird ein Fehler gefunden, erscheint nach dem Prgrammaufruf oder während der Ausführung eine entsprechende Fehlermeldung. In dem daraufhin eingeblendeten Menü kann man entweder das Programm sofort verlassen (
QUIT) oder mit GOTO an die entsprechende Stelle im Quelltext gehen, die den Fehler auslöste (z.B. ein Syntaxfehler). Diese Funktion ist vor allem bei der Fehlersuche in einem selbstgeschriebenem Programm sehr hilfreich.
Während der Ausführung kann ein Programm an jeder beliebigen Stelle mit dem Taste
[QUIT] beendet werden. Der Programmablauf wird daraufhin sofort abgebrochen und das Programm verlassen.
Zur Unterbrechung der Programmausführung kann die Taste
[ON] jederzeit benutzt werden. Daraufhin erscheint eine Fehlermeldung (Error 06 Break) und es erscheint wieder ein Auswahlmenü mit GOTO und QUIT.

Das [PRGM] Menü

Das [PRGM] Menü, welches über die gleichnamige Taste erreicht wird, enthält zwei Untermenüs: [NAMES] und [EDIT]. Das [NAMES] Menü dient wie schon erwähnt zur Übersicht über alle gespeicherten Programm und zu deren Auswahl. Um ein Programm auszuführen, muss die Menütaste (F1 bis F5) gedrückt werden, die sich über dem gewünschten Programm befindet. Daraufhin wird der Programmname in das Eingabedisplay kopiert. Nach Drücken der Taste [ENTER] beginnt der TI-85 mit der Ausführung des Programms.
Das Löschen vorhandener Programme erfolgt im
[MEM] [DELET] [PRGM] Menü. Dort sind sämtliche Programme aufgelistet. Durch die Pfeiltasten kann man sich innerhalb der Liste bewegen. Mit der [ENTER] Taste wird das markierte Programm ohne Nachfrage gelöscht und der Speicherplatz freigegeben.

Zum Erstellen und Bearbeiten von Programmen dient das [PRGM] [EDIT] Menü. Wie auch im [NAMES] Menü sind dort alle vorhandenen Programme aufgeführt. Wie in allen anderen Menüs, werden durch Drücken der Taste [MORE] jeweils weitere 5 Menüeinträge angezeigt, soweit vorhanden. Wenn ein Programmname ausgewählt wird, wechselt der TI-85 in den Editormodus und der Quelltext des Programmes wird angezeigt.
Das Anlegen eines neuen Programmnamens geschieht im
[EDIT] Menü über das Eingeben eines bisher nicht vergebenen Namens im Eingabedisplay. Dort blinkt bereits eine Eingabeaufforderung und der ALPHA Modus ist aktiviert, d.h. die blauen Zeichen der Tastatur - die Buchstaben - sind aktiv.
Der Name für das Programm ist frei wählbar, unterliegt jedoch gewissen Einschränkungen. Wenn der gewählte Name bereits von einer anderen Variablen (z.B. Matrix) verwendet wird, erscheint eine Fehlermeldung (
Error 10 Data Typ), da der TI-85 versucht ein Programm mit diesem Namen zu öffnen.
Ist bereits ein Programm mit dem eingegebenen Namen vorhanden, so wird dieses im Editormodus geöffnet. Wurde ein gültiger und bisher nicht verwendeter Name eingegeben, erscheint ebenfalls der Editormodus, jedoch mit einem leeren Fenster, in dem der Quelltext des neuen Programms jetzt eingegeben werden kann.

Der Programmeditor des TI-85

Im Editormodus des TI-85 erscheint in der ersten Zeile der Name des Programms. Die folgenden Zeilen (mindestens 5) sind für den Programmcode reserviert. Am unteren Bildschirmrand befindet sich das Programmmenü: Befehle zum Navigieren im Editor und die Menüs: [I/O] und [CTL], die sämtliche Programmieranweisungen enthalten.
Maximal 2 Menüs können eingeblendet werden, eines davon ist immer das Programmmenü. Andere Menüs des TI-85 (z.B.
[GRAPH] oder [MATH] ), auf die auch vom Editor aus zugegriffen werden kann, enthalten jetzt nur noch Funktionen und Anweisungen, die in Programmen erlaubt sind.
Im Programmeditor bewegt man sich mit den Cursor- Tasten um z.B. eine Zeile hoch oder runter zu springen.

Editorbefehle:

Befehl Bedeutung
PAGE ­ Eine Seite nach oben blättern (wenn möglich)
PAGE ¯ Eine Seite nach unten blättern (wenn möglich)
INSc Fügt eine leere Befehlszeile oberhalb der Position des Cursors ein (INSert comand)
DELc Löscht die komplette, auch mehrere Bildschirmzeilen lange,  Befehlszeile, auf der sich der Cursor befindet (DELete comand)
UNDEL Fügt die zuletzt mit DELc gelöschte Befehlszeile komplett an der der momentanen Stelle des Cursors ein (UNDELete)

Zusätzlich können die Tasten [DEL] und [INS] genutzt werden. DEL löscht genau ein Zeichen an der Cursorposition. INS bewirkt vor der aktuellen Position einen blinkenden Cursor. An dieser Stelle können jetzt beliebig viele Zeichen eingefügt werden, bis entweder eine der Cursor- Tasten oder die [DEL] Taste betätigt werden und der blinkende Cursor verschwindet.
Anweisungen und Funktionen werden über die Menütasten
[F1] bis [F5] in das Programm eingefügt. Das Wechseln in ein Menü (z.B. [MATH] ) erfolgt normal wie auch im Eingabedisplay. Die zur Verfügung stehenden Funktionen werden in der 8. Zeile des Displays angezeigt. Durch Drücken der sich direkt über dem gewünschten Befehl befindlichen Menütaste (z.B. [F2] ), wird dieser in das Programm an die momentane Stelle des Cursors übernommen und eventuell an dieser Position befindliche Anweisungen werden überschrieben.

Das [I/O] Menü

Das Menü [I/O] steht für Input / Output, was auf deutsch Ein- bzw. Ausgabe bedeutet. Es enthält alle Ein- und Ausgabeanweisungen, die in Programmen verwendet werden können, wie z.B. das Anzeigen von Text an einer bestimmten Stelle oder das Einlesen einer Variablen. Es wird kaum ein Programm geben, welches ohne Ein- oder Ausgaben auskommt, da diese sozusagen die Schnittstelle zwischen Nutzer und Rechner darstellen.

Anweisungen des [I/O] Menüs: (Genaue Beschreibungen der einzelnen Anweisungen, siehe nächstes Kapitel)

Befehl Bedeutung
Input Eingabeanweisung, die z.B. zur Eingabe Werten auffordert um diese in einer Variable zu speichern.
Prompt Eingabeanweisung zur Speicherung von einem oder mehren Werten in Variablen.
Disp Ausgabeanweisung von Text oder Variablen oder der Anzeige des Eingabedisplays.
DispG Ausgabeanweisung zur Anzeige des aktuellen Funktionsgraphen.
Outpt Anweisung zur Ausgabe von Text oder Variablenwerten an einer genau definierten Stelle des Displays.
InpSt Anweisung, die zur Eingabe einer Zeichenkette auffordert und diese anschließend als String- Variable speichert.
getKy Anweisung, die genau eine Taste einliest und einen entsprechenden ganzzahligen Wert zurückgibt.
ClLCD Anweisung zum Löschen des Eingabedisplays.
PrtScrn Ausgabeanweisung zum Druck der aktuellen Anzeige an einem angeschlossenen (speziellen) Drucker.
" Anführungszeichen, die zum Anlegen einer String Variablen dienen oder allgemein Display-Text definieren, welcher z.B. während der Programmablaufs angezeigt werde soll.

Das [CTL] Menü

Das [CTL] (Control) Menü enthält alle Kontrollanweisungen für Programme. Unter Kontrollanweisungen versteht man all jene Befehle, die zur eigentlichen Programmierung gehören und nicht spezielle Funktionen des TI-85 sind. Zu diesen Anweisungen zählen unter anderem Schleifen, Alternativen und Sprungmarken. Sie sind Hauptbestandteil der Programmiersprache TI-85 BASIC.

Anweisungen des [CTL] Menüs: (Genaue Beschreibungen der einzelnen Anweisungen, siehe nächstes Kapitel)

Befehl Bedeutung
If Anweisung, die eine Bedingung formuliert, diese überprüft und entweder den Wert wahr oder falsch zurückgibt.
Then Anweisung die zusammen mit If verwendet wird und die Folgeanweisungen in Abhängigkeit der Bedingung formuliert.
Else Anweisung, die mit If Then verwendet wird und die alternativen Anweisungen zum Then Zweig bereitstellt.
For Anweisung zur Erstellung einer Zählschleife.
While Anweisung zur Erstellung einer bedingten Schleife (solange Bedingung wahr, führe aus).
Repeat Anweisungen zur Erstellung einer bedingten Schleife (führe aus, bis Bedingung wahr).
End Anweisung, die das Ende einer Befehlsfolge markiert und von vielen Anweisungen (If, For, While...)  verlangt wird.
Menu Anweisung zur Erstellung eines Menüs, welches verschiedene Alternativen bietet und somit Verzweigungen erstellt.
Lbl Anweisung zur Definition einer Sprungmarke.
Goto Anweisung zum Sprung zu einer mit Lbl definierten Marke.
IS> Anweisung zum Inkrementieren und übergehen des nächsten Befehls bei größer als ein gegebener Wert.
DS< Anweisung zum Dekrementieren und übergehen des nächsten Befehls bei kleiner als ein gegebener Wert.
Pause Anweisung, die zu einer Pause in der Programmausführung führt, die mit [ENTER] beendet wird.
Return Anweisung zum Rücksprung aus einem Unterprogramm.
Stop Anweisung zum Abbruch, bzw. Beenden der Programmausführung.

Der [RCL] Befehl

Die [RCL] Anweisung (Recall) dient dazu den Inhalt einer Variable abzurufen. Der Wert der Variablen wird an die momentane Stelle des Cursors kopiert und ersetzt den sich auf dem Display befindlichen Rcl Befehl.
Im Eingabedisplay würde die Anweisung
"Rcl A" den Inhalt der Variablen A anzeigen und auf ein Drücken der [ENTER] Taste erneut berechnen. Dies macht bei einer rein numerischen Variablen natürlich wenig Sinn. Mit Hilfe der Rcl Anweisung können aber auch Gleichungen und Funktionen mit den momentanen Werten der von ihnen benutzten Variablen berechnet werden.
Beispiel:

Angenommen, in der Variablen PYTH vom Typ EQU ist der Satz des Pythagoras in der Form Ö (A2+B2) gespeichert.
Den Variablen A und B wird ein beliebiger Wert zugewiesen. Nach Eingabe der Anweiung
Rcl PYTH wird die Gleichung angezeigt und anschließend mit den momentanen Wert von A und B berechnet. Das Ergebnis wird zurückgegeben:
PYTH=Ö(A2+B2)
Done.
3®A
3
4®B
4
Rcl PYTH
Ö(A2+B2)
[ENTER]
5

Im Programmeditor kann man den Rcl Befehl nicht nur zum Einsetzen von Funktionsgleichungen oder Ähnlichem nutzen, sondern auch zum Einfügen vom gesamten Quelltext eines anderen Programms. Diese Funktion könnte zum Beispiel genutzt werden um häufig genutzte Strukturen, wie ein Menü oder eine Programmbeschreibung ohne aufwendiges Tippen aus in jedes neue Programm zu kopieren und dann nur noch entsprechend anzupassen. Besser und platzsparender wäre an dieser Stelle, soweit möglich, jedoch die Verwendung eines Unterprogramms.