Erste Simulation

Betrachtet man die Fallbewegung eines Regentropfens aus zwei beziehungsweise sieben Kilometern Höhe und vernachlässigt dabei fälschlicherweise die Luftreibungskraft, wäre jeder Tropfen ein tödliches Geschoss.
Wenn man den Sachverhalt energetisch betrachtet, so dass aus der anfänglichen potentiellen Energie der Höhenlage eine vollständige Umwandlung in kinetische Energie erfolgt, lässt sich folgender Zusammenhang darstellen:

.................E_pot = E_kin

Also ist

.................m*g*h = m/2*v²

Stellt man dies nach v, also der Geschwindigkeit, um und kürzt die Masse m heraus, lässt sich die Geschwindigkeit bei vollständiger Umwandlung der Energien mit folgender Formel ermitteln:

.................v = sqrt(2*g*h)

Nach dieser Formel würden Tropfen unabhängig von der Masse aus 2000 m Höhe mit gut 700 km·h-1 und aus 7000 m Höhe mit über 1330 km·h-1 auf dem Boden aufschlagen. Diese Werte wären nur im Vakuum erreichbar, auf der Erde mit ihrer Atmosphäre allerdings nicht.
Die Erste Simulation soll sich daher mit der wirkenden Luftreibungskraft am Tropfen beschäftigen.

Die Aufgabe dazu könnte wie folgt aussehen:

Entwickeln Sie für die Fallbewegung eines Regentropfens das v(t)-Diagramm und ermitteln Sie die maximale Sinkgeschwindigkeit. Der Regentropfen hat zur Vereinfachung eine Kugelform mit dem Durchmesser von 1,5 mm und den Luftwiderstandsbeiwert von 0,25.

 

Zu Beginn sind die Vorüberlegungen von Nöten.
Bei der anfänglichen Betrachtung stellt man zunächst alle wirksamen Kräfte am Regentropfen zusammen. Nach unten, also der Erdoberfläche zugewandt, wirkt die Gewichtskraft und ihr entgegen die Luftreibungskraft in Abhängigkeit der Geschwindigkeit. Daraus ergibt sich, dass

.................F_G = F_LW

ist. Demnach ist

.................m*g = A/2*c_W*roh_Luft*v²

Für die Masse bietet sich die Berechnung aus der Beziehung der Dichte an. Die Dichte ist definiert mit

.................roh = m/V

nach Masse umgestellt, lässt sich diese mit der Dichte von Wasser (1000 kg·m-3) und dem Volumen des Tropfens ermitteln. Das Volumen wird aufgrund der vereinfachten Betrachtung des Tropfens als Kugel mit

.................V = pi/6*d³

ermittelt. Die Dichte von trockener Luft beträgt laut Tafelwerk 1,29 kg·m-3. Fehlt zu guter Letzt noch die Fläche. Die Kreisfläche der Kugel ist über

.................A = pi/4*d²

definiert.
Damit sind die benötigten Größen für die Formeln gegeben. Um den Sachverhalt simulieren zu lassen, fehlt noch die Betrachtung der veränderlichen Größen, wie Zeit t, Summe der wirksamen Kräfte am Tropfen F, die Beschleunigung a, die Geschwindigkeit v und der Weg s. Um den Betrag der wirksamen Kräfte am Tropfen zu berechnen, zieht man den Betrag der Luftreibungskraft vom Betrag der Gewichtskraft zu jedem Zeitpunkt ab. Über das Grundgesetzt der Mechanik

.................F = m*a

lässt sich die Änderungsrate Beschleunigung a zu jedem Zeitpunkt berechnen. Sie ist Grundlage für die Geschwindigkeitsänderung.
Die sich daraus ergebenden Zustandsgleichungen in Abhängigkeit der Zeit sind demnach:

.................v = v+a*dt

.................s = s+(-v)*dt

.................t = t+dt

(Der neue Wert errechnet sich aus dem alten Wert plus die Beziehung der Veränderung)          
Sie stellen die Grundlage des Kleinschrittverfahrens dar.

Kommen wir nun zur Eingabe ist das Simulationsprogramm Moebius.
Nach dem öffnen des Programms erscheint zunächst:

Eingangsbildschirm

Über „Eingabe“ unten rechts gelangt man in die Eingabemaske der Simulation:

Eingabemaske

Der erste Schritt ist die Benennung der Simulation oben in das Feld „Name der Simulation“. Anbieten würde sich hier „Fall eines Regentropfens“.

Unten rechts ist der Hacken sinnvollerweise zu setzen, wenn man will, dass Groß- und Kleinbuchstaben differenziert werden.
In das große Feld werden Formeln und Zustandsgleichungen eingegeben. Für unsere Simulation:

ausgefüllte Maske

Mit jeder Eingabe von Formeln erscheinen auf der rechten Seite der Eingabemaske die Startwerte bzw. die Einflussgrößen.
Für die Kreiszahl Pi kann "pi" eingegeben werden, da das Programm solche Formelzeichen nicht kennt. „sqr(d)“ oder "d^2" ist das Quadrat dieser Variable und „d*sqr(d)“ ist das Produkt aus der Variable und dem Quadrat dieser Variable und muss ersatzweiße für „hoch 3“ eingegeben werden. „d*d*d“ oder "d^3" ist genauso möglich. Auch das Formelzeichen der Dichte (roh) kennt Moebius nicht und kann mit "roh" belegt werden. Ich verwende Unterstriche um den Index einer Variable zu benennen um es besser unterscheiden zu können. Ansonsten ergibt sich die Eingabe. Leider kennt Moebius auch keine Naturkonstanten. Der Wert für Pi muss also auch eingegeben werden. Er beträgt 3,1416. Viel höhere Genauigkeit ist dabei nicht nötig. Bekanntermaßen wird bei Größen wie Fläche und Volumen mit den Grundeinheiten gerechnet. So ist für den Durchmesser d die Größe in Metern anzugeben. Dies sollte immer beachtet werden.
Die Werte der Größen wie Geschwindigkeit v, der Dauer des Kleinschrittes dt, des Weges s und der Zeit t sind Startwerte.

Daraus ergibt sich die vollständig ausgefüllte Eingabemaske:

Maske

Oben links sind die Wiederholungen der Berechnung der programmierten Schleife. Mit „OK“ wird die Eingabe bestätigt und das Programm wechselt wieder zur grafischen Darstellung:

Diagramm

Auf der rechten Seite erscheinen nun alle Größen, die in den Formeln enthalten sind. Legt man noch fest, welche Abhängigkeiten dargestellt werden sollen, ergeben sich die Graphen. Gemäß der Aufgabenstellung soll ein v(t)-Diagramm erstellt werden. Also wählen wir für die y-Achse v und für die x-Achse die Größe, in dessen Abhängigkeit v dargestellt werden soll, also t.

In dem man auf der y-Achse noch andere Größen auswählt, werden diese ebenfalls in Abhängigkeit der Zeit dargestellt und Zusammenhänge können erkennbar werden. Zum Beispiel ist die Beschleunigung a ebenfalls interessant.
Es ergibt sich:

Graph

Der Graph ist nicht im gesamten interessanten Bereich dargestellt, da ein dt von 0,01 und 100 Wiederholungen ausgewählt waren. Somit ist bereits nach einer Sekunde Schluss mit der Simulation. Mit einem Klick auf das Rechnersymbol unten rechts werden die Wiederholungen verdoppelt und die Berechnungen erneut ausgeführt. Man drückt den Button solange, bis dargestellt ist, was interessiert. So ergibt sich folgendes Diagramm:

Graph 2

Betrachtet man den v(t)-Graphen fällt auf, dass sich der Graph asymptotisch zu v = 7,9 m·s-1 verhält. Die Antwort der Aufgabenstellung ist also 7,9 m·s-1.

 

Das Problem der Luftreibung kann auch noch weiter vertieft werden: Fallschirmspringer